Ja, ich gebe es zu: ich bin ein klitzekleines bisschen besessen. Aber nur ein Bisschen. Dafür aber absolut berechtigt. Andererseits sagen das wohl alle Junkies, ne? Zumindest bewegen wir uns nicht länger nur im Tennant-Universum; auch wenn ich es dort sehr schön finde *lol*. Nachdem ich in den letzten Tagen sehr viele unterschiedliche Filme gesehen habe, wurde es endlich auch mal wieder Zeit für Fantasy… wobei wenn ich es genau betrachte fällt Neverwhere auch in die Kategorie…egal! Es gibt kein „zuviel“ wenn es um Neil Gaiman geht! Und somit habe ich mich heute MirrorMask gewidmet. Leider scheint der Film nicht allzu bekannt zu sein, zumindest kenne ich wenig Leute, die ihn gesehen oder auch nur davon gehört haben. Dabei hat MirrorMask definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient.
Regisseur: Dave McKean
Drehbuch: Dave McKean, Neil Gaiman
Darsteller: Stephanie Leonidas, Jason Barry, Rob Brydon, Gina McKee, Dora Bryan, Stephen Fry
Erscheinungsjahr: 2005
Story:
Helena jongliert jeden Abend im Zirkus ihrer Eltern, dabei würde sie viel lieber weglaufen und ein ganz stinknormales Leben führen. Doch ihre Mutter will sie scheinbar einfach nicht verstehen, und nach einem erneuten Streit, kippt Helenas Mutter während der Vorstellung plötzlich einfach um. Helena macht sich große Vorwürfe, wegen all der Dinge, die sie ihrer Mutter an den Kopf geworfen hat und sich nun vor der anstehenden Operation nicht mehr bei ihr entschuldigen kann. Als sie an diesem Abend einschläft, verschlägt es sie in eine Fantasiewelt, die in zwei Reiche unterteilt ist: die Helle Seite und die Dunkle Seite. Und jetzt, wo die weiße Königin tief und fest schläft und die Prinzessin der Dunklen Seite einfach verschwunden ist, drohen die Schatten alles zu überrollen. Doch noch ist nicht alles verloren, ein Zauber kann die Welt retten und so macht sich Helena auf den Weg….
Review:
Die Story ist nicht neu und auch nicht wirklich originell; wir kennen diesen Plot schon aus unzähligen Filmen und mindestens genauso vielen Büchern. Allerdings bedeutet das keineswegs, dass MirrorMask ein seichter, langweiliger Film ist. Zwar bleibt die Handlung ziemlich vorhersehbar, ganz besonders dann, wenn man sich in diesem Genre etwas auskennt, aber das stört nicht weiter. Der Film bietet einem mehr als genug woran man sich erfreuen kann, da drückt man auch mal ein Auge zu. Und wer Neil Gaiman kennt, der weiß, dass er das Talent besitzt auch Altbekanntes so zu präsentieren, dass es immer noch interessant ist und man sich nur allzu gerne darauf einlässt. So ist die Welt in der Helena sich bewegt so atemberaubend schön und skurril, aber auch irgendwie unheimlich, dass sie einen sofort in ihren Bann zieht. Die wunderschönen Bilder sind ein Traum. Das Design weiß von den Credits bis hin zum Abspann zu begeistern und man kommt aus dem Staunen und Bewundern gar nicht mehr raus – eye candy vom Feinsten! Obwohl das vor allem für die Fantasywelt gilt, merkt man auch den Szenen, die in der realen Welt spielen die Liebe zum Detail an; vor allem die Zirkusleute sind äußerst schick! Aber auch Helenas zahlreiche Zeichnungen sind richtig schön; ich mag ja ohnehin künstlerisch talentierte Protagonisten – klingt das seltsam? Doch ab dem Moment, wo die Handlung in die Fantasywelt verlegt wird taucht man völlig in diese berauschend skurrile Welt ein; anders als in so manch anderem Film bleibt diese Welt einem nicht fremd, sondern die Distanz wird schnell durchbrochen und man nimmt alles was passiert als normal an. Obwohl nie die Faszination für das Design verloren geht, fällt es nicht schwer diese Welt, als „Realität“ bzw. als normal anzunehmen.
Schöne Optik allein macht aber noch keinen guten Film. Zum Glück hat MirrorMask auch noch einiges mehr zu bieten, als nur schniekes Design. Zum Beispiel weiß der Film mit einem tollen Soundtrack zu überzeugen. Die Musik ist wunderbar melodisch und ruhig und passt perfekt zu der fantastischen Welt. Die leisen, sanften Töne drängen sich einem in keiner Weise auf und doch lässt die Musik einen selbst nach dem Film nicht so einfach los. Viel von der filmischen Atmosphäre funktioniert über den Soundtrack – und gekoppelt mit dem Look entsteht somit eine richtig tolle Mischung.
Neben Musik und Bild gibt es dann ja auch noch die Schauspieler, die eine nicht ganz unbedeutende Rolle spielen; und zum Glück können auch die überzeugen. Helena ist eine sympathische Protagonistin, die man gerne bei dem Abenteuer ihres Lebens begleitet. Besonders schön fand ich, dass sie eine Heldin mit Fehlern ist. Sie ist kein Engel, sondern auch sie streitet mit ihren Eltern und wirft ihnen Gemeinheiten an den Kopf, wie es sich für einen fünfzehnjährigen Teenager eben so gehört. Aber auch ihre Bekanntschaften, die sie im Laufe des Films so macht sind auf die eine oder andere Weise sympathisch; die einen auf ihre verschroben-liebenswürdige Art und die anderen auf ihre fiese Art. Dadurch, dass Helena sehr ruhig und gelassen reagiert, wenn sie in der Fantasywelt landet befürchtet man hin und wieder, dass sie in der Handlung und dem gigantischen Design einfach irgendwie untergeht. Doch trotz ihrer ruhigen, leisen Art ist sie immer präsent. Es ist genau diese Mischung aus Ruhe und „Leidenschaft“, die sie so menschlich macht.
Last but not least bleibt dann natürlich noch der Master himself zu erwähnen, Neil Gaiman. Tja, was soll ich sagen? Wie so oft gelingt es ihm auch diesmal mit einer tollen Mischung aus Humor, kuriosen Einfällen und sonderlichen Geschöpfen den Zuschauer zu bezaubern. Der Humor ist dezent und liegt eher in den Dialogen, als in irgendwelch übertrieben und aufgesetzt wirkenden Späßen. Es sind auch keine „ich-fall-vom-Stuhl-vor-lachen“ Lacher, sondern es handelt sich viel eher um ein amüsiertes Schmunzeln, was sich immer wieder einschleicht. Ich liebe Gaiman und seinen Sinn für Humor; Mirrormask ist ohne Zweifel ein Film mit vielen herrlichen Zitaten. Außerdem kann man über beleidigte Türme, Gorillatauben, die alle Bob heißen bis auf Malcolm, leicht zu verwirrende Sphinxen und singende Spieluhrfiguren nur amüsiert grinsen und sich über diesen Ideenreichtum freuen. Ich mochte jede einzelne kleine Figur, die Helena und Valentine auf ihrem Weg treffen, weil sie alle irgendwie einzigartig sind – alle bis auf die Bobs.
Fazit: Ein Film mit einer etwas schwachen Story, die aber durch Humor, sympathische Darsteller, wundervolle Musikunterlegung und eine umwerfende Optik dennoch überzeugen kann. Ich kann durchaus verstehen, wenn jemand den Film nicht mag; man muss sich wirklich darauf einlassen können, ansonsten stört man sich an dem Design, das mich gerade so begeistert und beißt sich an der wenig originelle Story die Zähne aus. Aber dadurch, dass eine bereits oftmals aufgegriffene Handlung, durch die Optik und die Kreaturen ausgeschmückt wird, bleibt sie nicht so uninteressant. Ich mochte den Film wirklich sehr, sehr gern.
Einen Trailer findet ihr hier und hier einen kleinen Vorgeschmack auf den tollen Soundtrack. Viel Spaß!