Mittwoch, 13. Juli 2011

Filmkritik: Amazing Grace

Irgendwie komme ich mit den Reviews gar nicht hinterher. Also entweder ich muss schneller (und öfter), schreiben oder aber ich muss langsamer Nachschub schauen. Da die Semesterferien nun aber nicht mehr weit sind und ich die Hoffnung hege auch nicht allzu ewig an meiner Hausarbeit zu sitzen, denke ich aber, dass ich demnächst etwas aufholen kann *g* Heute will ich mich zu einem Film äußern, den ich vorgestern gesehen habe: Amazing Grace. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mir den Film primär wegen Benedict Cumberbatch angesehen habe. Einfach um mal zu sehen, was er noch so gemacht hat außer Sherlock. Und obwohl eine solche Herangehensweise bei der Filmwahl sehr schief gehen kann und man am Ende dasitzt und sich fragt warum man sich diesen Müll eigentlich ansieht, kann ich an dieser Stelle nur sagen, dass das bei Amazing Grace keinesfalls der Fall war. Im Gegenteil, ich mochte den Film sehr; was einerseits an den herausragenden Schauspielern lag und andererseits an den schönen Einstellungen und Bildern. Schade, dass er in Deutschland nicht lief, denn der Film über William Wilberforces Kampf gegen den Sklavenhandel ist wirklich sehenswert.

Regisseur: Michael Apted
Drehbuch: Steven Knight
Darsteller: Ioan Gruffudd, Benedict Cumberbatch, Romola Garai, Rufus Swell, Albert Finney, Michael Gambon, Toby Jones
Erscheinungsjahr: 2006

Story:
Der junge William Wilberforce und sein guter Freund William Pitt sind nicht nur voller Energie und Tatendrang, sondern auch idealistisch und bereit dazu die Welt zu verändern. Während William Pitt zielstrebig auf den Posten als Premierminister zusteuert schwingt Wilberforce im Unterhaus feurige Reden und kämpft für die Abschaffung des Sklavenhandels. Bei seinem Kampf gegen den Großteil der Politiker, welche den Sklavenhandel um keinen Preis aufgeben wollen, stehen Wilberforce Leute wie Thomas Clarckson und James Stephen zur Seite.

Review:
Amazing Grace wurde zu Ehren von William Wilberforce gedreht, da ist es kaum verwunderlich, dass der Film ein durchweg positives Bild von Wilberforce zeichnet. Zwar wurden die weniger ruhmreichen Aspekte seiner Politik nicht abgestritten, aber sie werden auch nicht weiter thematisiert und größtenteils einfach ausgespart. Dies tut dem Film aber keinen Abbruch, auch wenn man diesen Punkt natürlich als Mangel auffassen könnte. Da der Film aber ganz klar eine Widmung an William Wilberforce und die Anti-Sklavenhandel Bewegung ist hat mich das nicht wirklich überrascht oder etwa gestört.

Amazing Gace ist natürlich nach dem gleichnamigen Lied benannt, welches von William Wilberforces Freund und Lehrer, John Newton, geschrieben wurde nachdem er nach seiner Zeit als Kapitän auf einem Sklavenschiff schließlich zu Gott gefunden hat. Obwohl der Titel wirklich gut zum Film passt und die weltbekannte Hymne auch eine Rolle spielt, kann er dennoch insofern irreführend sein, da der Film nicht etwa die Geschichte der Hymne erzählt, was man allerdings leicht denken könnte. Eigentlich spielt sie nicht einmal wirklich eine tragende Rolle; sie wird im Ganzen nur dreimal angestimmt, allerdings sind diese Momente immer so emotional aufgeladen, dass dies die Wahl des Filmtitels durchaus rechtfertigt. Das erste Mal, wo das Lied angestimmt wird erfreut Ioan Gruffudd uns mit einer Solo-Version; mir persönlich hat jedoch die Version ganz am Ende des Films am besten gefallen – sie rundet den Film wunderbar ab und rührt einen zu Tränen. Überhaupt handelt es sich bei Amazing Grace um einen sehr emotionalen Film, was sicher nicht zuletzt an der Thematik liegt.

Erstaunlich an diesem Film ist, dass es Apted gelungen ist einen Film über den Sklavenhandel zu drehen ohne dabei den Sklavenhandel wirklich zu zeigen. Natürlich wird er immer wieder in den Reden im Parlament thematisiert und kommt auch hin und wieder in kurzen und sehr diffusen Traumszenen vor, aber Amazing Grace arbeitet anders als viele andere Filme nicht mit der Darstellung der Sklaverei um beim Zuschauer Emotionen zu wecken. Ganz im Gegenteil, der Film funktioniert fast ausschließlich über die Debatten im Parlament. Eine solche Herangehensweise kann sehr leicht zum Problem werden, da der Film schnell langatmig und trocken wirken kann – doch es ist Apted hervorragend gelungen die Dialoge nie langweilig werden zu lassen. Anders als man erwarten könnte, legt der Film ein ganz ordentliches Tempo hin und ist zu keinem Zeitpunkt uninteressant. Das liegt nicht zuletzt an den Schauspielern, denn Amazing Grace wird ganz klar von den ausgezeichneten Schauspielern getragen. Das Ensemble von Amazing Grace weiß bis hin zu den Nebenrollen zu überzeugen – das muss es auch, damit dieser Film funktionieren kann. Ioan Gruffudd geht voll und ganz in seiner Rolle auf und der Zuschauer bekommt ihn nicht nur als Aktivisten zu Gesicht, sondern auch als guten Freund, der ausgelassen herumalbert, er fährt mit Wutanfällen auf, während er in anderen Szenen herrlich unsicher ist oder aber er tritt als schnuffiger Papa auf, der mit seinen Kindern spielt oder leidet hingebungsvoll an seiner Krankheit. Der Film umspannt zwischen 20 und 30 Jahren, aber die Schauspieler wirken in jedem Alterabschnitt wirklich überzeugend; vor allem aber Cumberbatch und Gruffudd.

Da der Film nicht ganz chronologisch abläuft, sondern etwa in der Hälfte einsetzt, wo Wilberforce uns als bereits kranker Mann in den Vierzigern begegnet und der Anfang wird dann in Rückblenden erzählt, sodass wir erst nach und nach erfahren wie er zu dem Mann wurde, den wir in den kurzen Unterbrechungen zwischen den Rückblenden sehen. So entsteht ein schöner Kontrast in dem wir William Wilberforces verschiedenen Gemütslagen folgen können. Mit dem Auftauchen von Barbara Spooner wird dann auch noch eine kleine Romanze eingestreut, die aber so süß und unaufdringlich ist, dass sie den Film gar nicht stört oder gar unglaubwürdig werden lässt. Selbst die schnelle Hochzeit zwischen den Beiden, die etwas märchenhaft wirkt, ist gar nicht soweit hergeholt, denn Willilam Wilberforce hat Barbara Spooner acht Tage nach ihrem Kennenlernen einen Antrag gemacht.

Amazing Grace ist ein durchaus sehenswerter Film, vor allem wenn man sich für Englands Geschichte um 1800 interessiert. Der Film mag vielleicht nicht alles bis ins letzte Detail ausleuchten, aber die Fakten, die er behandelt sind soweit historisch korrekt. Wer sich also mehr von Ioan Gruffudd und Benedeict Cumberbatch ansehen will und auch für Geschichte etwas übrig hat ist mit diesem Film bestens beraten.


Den Trailer zum Film könnt ihr euch hier ansehen. Und hier findet ihr die offizielle Hompage zum Film.
Da ich den Film ja eigentlich überhaupt erst wegen Benedict Cumberbatch geguggt hab soll er natürlich auch nicht völlig außen vor bleiben; hier also ein paar Bilder aus dem Film - viel Spaß!


Irgendwie guggn beide etwas dümmlich drein auf diesem Bild *lol* 
Aber ich mag es! Vielleicht auch gerade deswegen, außerdem ist die Szene einfach toll.

Die Autorität in Person, der Herr Premierminister.
Ich finde diese Rolle passt wirklich ausgezeichnet zu ihm.

 Selbst als Mitvierziger büßt er nichts von seiner charismatischen Art ein 
- und zu seinem Blick und den Augen brauche ich wohl gar nicht erst was zu sagen, oder?

 I want you beside me, Wilber. All the way.

1 Kommentar:

  1. Ich muss zugeben, dass das mit der Filmwahl nach den mitspielenden Schauspielern wirklich leicht schiefgehen kann, aber Benedict Cumberbatch ist wirklich einer der wenigen, bei denen ich tatsächlich noch nie enttäuscht worden bin. Er hat wirklich eine erstaunlich gute Wahl für Projekte... und das hier scheint ja auch ein gutes Beispiel dafür zu sein. Ich freu mich drauf, ihn zu sehen :) (außerdem: Perücke!)

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